Warum Tattoo-Artists mehrere Maschinen benutzen: Kontur, Farbe, Schattierung erklärt
Wenn du denkst, dass ein Tattoo mit nur einer Maschine von Anfang bis Ende gestochen wird – dann haben wir Neuigkeiten für dich. Professionelle Tätowierer arbeiten fast nie mit nur einem Gerät. Meistens stehen zwei oder drei Maschinen griffbereit – und das aus gutem Grund.
In diesem Artikel erklären wir dir, warum verschiedene Maschinen nötig sind, wie sie sich unterscheiden und was das für dein Tattoo bedeutet.

Eine Maschine reicht – theoretisch. Aber nicht in der Praxis.
Ja, es ist möglich, alles mit einer Maschine zu machen. Aber genauso kannst du auch ein ganzes Bild mit nur einem Pinsel malen – mühsam und mit Kompromissen.
Ein professionelles Tattoo besteht in der Regel aus drei Arbeitsschritten:
- Kontur – das Grundgerüst der Tätowierung
- Farbfüllung – die Flächen werden mit Farbe gesättigt
- Schattierung – für Tiefe, Übergänge und Realismus
Jeder Schritt verlangt nach unterschiedlicher Technik, Nadelbewegung und Maschineneinstellung – darum braucht man mehrere spezialisierte Geräte.
Die Konturmaschine: Präzision und Power
Wofür:
Klare Linien, die das Motiv definieren. Alles beginnt mit der Kontur – und sie muss sitzen.
Typische Maschine:
• Coil-Maschine (Spulenmaschine) – klassisch, kraftvoll
• oder Rotary-Maschine mit kurzem Hub (ca. 3 mm)
Merkmale:
• Schnelle, harte Schläge
• Ideal für Round Liner Nadeln (z. B. 3RL, 5RL)
• Muss tief, aber präzise stechen

Die Farbmaschine: gleichmäßig und satt
Wofür:
Farbe oder Schwarz gleichmäßig in größere Flächen bringen, ohne die Haut zu zerstören.
Typische Maschine:
• Rotary-Maschine mit längerem Hub (ca. 3,5–4 mm)
• Weicher Schlag, gleichmäßige Bewegung
Merkmale:
• Nutzung von Magnum-Nadeln (M1, M2)
• Sanfteres Arbeiten als mit einer Liner-Maschine
• Für Farbflächen und tiefes Schwarz
Die Schattiermaschine: sanft und subtil
Wofür:
Weiche Verläufe, Übergänge und Tiefe – besonders wichtig bei Black & Grey oder realistischen Motiven.
Typische Maschine:
• Pen-Maschinen oder besonders sanfte Rotarys
• Geringe Vibration, maximale Kontrolle
Merkmale:
• Sehr weicher Einschlag
• Round Shader oder weiche Magnum-Nadeln
• Arbeiten mit Technik: Whip Shading, Pepper Shading etc.

Kann man alles mit einer Maschine machen?
Ja – besonders bei kleinen Tattoos oder minimalistischen Motiven. Viele Einsteiger oder reisende Artists arbeiten mit einer Allround-Rotary.
Aber:
- Es dauert länger (ständiges Umrüsten)
- Es ist weniger exakt
- Es geht zulasten der Haut – bei großen oder komplexen Motiven
Profis arbeiten lieber mit mehreren Maschinen – weil das effizienter, schneller und hautfreundlicher ist.
Maschinenarten im Überblick
Maschinentyp | Eigenschaften | Einsatzbereich |
Coil (Spule) | Schwer, laut, kraftvoll, klassisch | Linien, Konturen, Oldschool |
Rotary | Leise, vielseitig, gleichmäßig | Linien, Farbe, Schattierung |
Pen | Leicht, ergonomisch, modern | Schattierung, feine Details |

Warum Profis mehrere Maschinen gleichzeitig nutzen
Ein Blick auf den Arbeitsplatz eines erfahrenen Tätowierers sagt alles:
2–4 Maschinen, jeweils mit anderen Nadeln, stehen bereit. Warum?
- Kein Umstecken mitten im Prozess
- Nahtlose Übergänge zwischen Linien, Flächen und Schatten
- Bessere Konzentration – weniger technische Ablenkung
- Mehr Qualität in kürzerer Zeit
Wie ein Koch mit mehreren Messern – jede Klinge hat ihre Funktion.
Eine Maschine ist nicht schlecht – aber limitiert
Für kleine Designs oder lineare Stile reicht manchmal eine Maschine. Aber bei anspruchsvollen Tattoos, Farbarbeiten oder komplexem Shading ist ein Wechsel der Werkzeuge einfach sinnvoll.
Und wenn dein Artist mit drei Maschinen arbeitet, zeigt das nur eins: Er nimmt seinen Job (und deine Haut) ernst.

Fazit
Ein gutes Tattoo entsteht nicht nur durch Talent – sondern auch durch die richtigen Werkzeuge. Jede Maschine hat ihren Platz: für Linien, Farbe oder Schatten. Und wenn dein Artist mit mehreren Geräten arbeitet, dann ist das keine Spielerei – sondern Qualitätsbewusstsein.
Deine Haut verdient Präzision. Und jede Phase des Tattoos verdient das passende Werkzeug.